
Trauer
Trauer ist eine natürliche, emotionale Reaktion auf einen tiefgreifenden Verlust, der durch Gefühle von Schmerz, Verzweiflung, Einsamkeit und manchmal sogar körperlichen Symptomen gekennzeichnet ist. Sie ist eine unvermeidliche Facette des menschlichen Daseins und spiegelt die intensive Bedeutung wider, die Beziehungen oder bestimmte Lebensumstände für eine Person haben. Im Gegensatz zu allgemeiner Traurigkeit ist Trauer ein Prozess, der individuell verläuft und durch verschiedene Stadien geprägt sein kann.
Die Phasen der Trauer
Trauer wird häufig in Phasen unterteilt, die nicht strikt linear verlaufen, sondern vielmehr als ein dynamischer Prozess betrachtet werden sollten. Die fünf klassischen Phasen der Trauer sind:
In der ersten Phase können Patienten oder Angehörige den Verlust nicht akzeptieren. Die Realität scheint unwirklich, und das Leugnen dient als Schutzmechanismus, um sich Zeit zu geben, mit den Emotionen umzugehen.
Wenn die Realität erkannt wird, können Wut, Frustration und sogar Ärger gegenüber dem Schicksal oder den Beteiligten auftreten. Diese Phase kann sich auch gegen das Pflegepersonal oder Angehörige richten.
In dieser Phase versuchen Trauernde oft, das Unvermeidliche durch “Verhandlungen” abzuwenden, z. B. indem sie Wünsche oder Gebete äußern, um den Verlust rückgängig zu machen.
Die Erkenntnis des Verlustes löst oft Traurigkeit und eine tiefgehende emotionale Erschöpfung aus. Hier ist es wichtig, dem Trauernden Raum für seine Gefühle zu lassen, ihn jedoch auch nicht zu isolieren.
Schließlich folgt die Phase der Akzeptanz, in der der Verlust als Teil des Lebens angenommen wird. Es entsteht die Bereitschaft, mit dem Schmerz zu leben und langsam wieder nach vorn zu blicken.
Definition und Dimensionen von Trauer
Trauer ist nicht nur ein Gefühl, sondern ein komplexer emotionaler Prozess, der psychische, soziale und körperliche Aspekte umfasst. Sie treten auf, wenn Menschen eine tiefe emotionale Bindung verlieren, sei es durch den Tod einer geliebten Person, das Ende einer Beziehung, den Verlust der Gesundheit oder auch durch berufliche und existentielle Krisen. Die Verarbeitung dieses Verlustes geschieht in verschiedenen Phasen, die von Schock und Leugnung über Wut und Depression bis hin zur Akzeptanz reichen können (Kübler-Ross, 1969).
Nach der Definition von Freud (1917) kann Trauer als eine Reaktion auf einen wahrgenommenen Verlust beschrieben werden, bei der das Ich dazu gezwungen wird, die Bindungen zu der verlorenen Person oder dem Objekt zu lösen. Diese „Ablösung“ kann Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern, abhängig von der Art des Verlustes und der emotionalen Verfassung des Betroffenen.
Verschiedene Formen und Beispiele für Trauer
Tod einer geliebten Person:
Der Tod eines Verwandten oder Freundes ist die offensichtlichste und vielleicht intensivste Form von Trauer. Die plötzliche Abwesenheit und die Endgültigkeit des Verlustes führen oft zu einem tiefen Gefühl der Leere. Zum Beispiel trauert eine Mutter nach dem Verlust ihres Kindes nicht nur um die Person, sondern auch um die Zukunft, die sie sich für ihr Kind erträumt hatte.
Trauer um das Ende einer Beziehung:
Auch das Ende einer Beziehung, wie etwa eine Scheidung oder eine schmerzliche Trennung, führt oft zu einem intensiven Trauerprozess. Die betroffene Person muss sich von gemeinsamen Erinnerungen, Plänen und dem gewohnten Alltag verabschieden, was tiefe emotionale Schmerzen auslösen kann.
Verlust der Gesundheit oder Funktionalität
Menschen, die mit einer schweren Krankheit diagnostiziert werden oder eine körperliche Behinderung erleiden, trauern oft um ihre frühere Gesundheit und Unabhängigkeit. Der Verlust kann das Gefühl der Kontrolle über das eigene Leben beeinträchtigen. Dies gilt auch für Menschen, die an chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose oder Krebs leiden und ihre Lebensqualität stark beeinträchtigt sehen.
Beruflicher Verlust: Trauer tritt ebenfalls auf, wenn Menschen ihren Job verlieren, besonders wenn dieser einen großen Teil ihrer Identität ausgemacht hat. Der Verlust der Arbeit kann das Selbstwertgefühl und das Zugehörigkeitsgefühl erschüttern. Beispielsweise trauert ein langjähriger Angestellter, der kurz vor der Pensionierung entlassen wird, sowohl um die Stabilität seiner Anstellung als auch um den sozialen Austausch im Beruf.
Migration und Verlust der Heimat: Menschen, die gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen, etwa aufgrund von Krieg, politischer Verfolgung oder Umweltkatastrophen, trauern nicht nur um ihre Heimat als Ort, sondern auch um die Kultur, die vertrauten sozialen Strukturen und ihr bisheriges Leben. Diese Art der Trauer wird häufig von einer tiefen Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Stabilität begleitet.
Wissenschaftliche Perspektiven auf Trauer
Wissenschaftlich gesehen ist Trauer ein vielschichtiger Prozess, der in verschiedenen Disziplinen wie Psychologie, Soziologie und Medizin untersucht wird. Elisabeth Kübler-Ross prägte das Modell der fünf Phasen der Trauer (1969), das beschreibt, dass Trauernde oft durch die Phasen Leugnen, Wut, Handel, Depression und Akzeptanz gehen. Dieses Modell hat sich in der Öffentlichkeit stark verbreitet, ist jedoch in Fachkreisen auch auf Kritik gestoßen, da es nicht unbedingt für alle Trauerprozesse zutrifft.
Ein alternatives Konzept bietet der Trauerforscher J. William Worden (2008), der vier „Traueraufgaben“ beschreibt:
- Die Realität des Verlusts akzeptieren.
- Den Schmerz des Verlusts erleben.
- Sich an ein Umfeld ohne den Verstorbenen anpassen.
- Eine neue Verbindung zum Verstorbenen finden und das Leben weiterführen.
Diese Perspektive betont die aktive Rolle, die Trauernde anzunehmen, um ihre Gefühle zu verarbeiten und einen neuen Lebensweg zu finden.
Trauer wird außerdem zunehmend im Kontext der „weiter bestehenden Bindungen“ betrachtet, was bedeutet, dass die Beziehung zu einer verstorbenen Person nicht beendet wird, sondern auf eine neue Art weiterbesteht (Klass, Silverman & Nickman, 1996). Trauernde suchen oft nach Wegen, um die Erinnerung und den Einfluss des Verstorbenen in ihr Leben zu integrieren, sei es durch Rituale, Erzählungen oder das Pflegen von Erinnerungsgegenständen.
Möglichkeiten, Trauernde zu begleiten:
- Zuhören und Anwesenheit zeigen: Oft reicht es aus, einfach da zu sein und zuzuhören. Trauernde brauchen oft das Gefühl, dass ihre Gefühle gehört und akzeptiert werden.
- Empathie zeigen: Die Fähigkeit, sich in die Lage des Trauernden oder der Angehörigen hineinzuversetzen, ist entscheidend. Empathie bedeutet, die Gefühle des Trauernden zu verstehen, ohne sie zu bewerten oder zu verharmlosen.
- Information und Unterstützung bieten: Der Trauerprozess kann verwirrend sein. Klare Informationen über den Zustand, die nächsten Schritte und die vorhandenen Unterstützungsangebote können helfen, Angst und Unsicherheit zu lindern.
- Selbsthilfegruppen oder professionelle Hilfe empfehlen: Manche Menschen profitieren von der Teilnahme an Selbsthilfegruppen, von Gesprächen mit einem Psychologen oder Seelsorger. Unterstützt wird man zum Beispiel im städtischen Krankenhaus oder dem Rathaus der Stadt, in der man lebt. Allerdings bieten auch medizinische Versorgungssysteme Orientierung an. Hierzu gehören zum Beispiel die Caritas, Arbeiter Samariter Bund oder die Diakonie und kirchliche Träger.
- Praktische Unterstützung leisten: Kleine Handlungen, wie das Anbieten von Tee, die Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben oder die Organisation von Besuchen, können eine große emotionale Entlastung darstellen.
- Rituale respektieren: Jede Kultur und jede Religion hat ihre eigenen Rituale im Umgang mit Tod und Trauer. Diese zu respektieren und zu unterstützen – sei es das Anzünden einer Kerze oder die Begleitung zum Andachtsraum – kann Trauernden Halt geben.
Fazit
Trauer ist eine unvermeidliche, wenn auch äußerst schwierige Erfahrung, die viele Dimensionen unseres Lebens betrifft. Sie zeigt sich nicht nur beim Verlust eines Menschen, sondern auch bei vielen anderen Arten des Abschieds, wie dem Verlust der Gesundheit oder einer Beziehung. Sie ist ein individueller, oft langer Prozess, in dem Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Hoffnungslosigkeit und letztendlich Akzeptanz ihren Raum finden müssen.
Die wissenschaftliche Erforschung der Trauer zeigt, dass der Prozess nicht starr, sondern dynamisch und persönlich ist. Dabei sind Modelle wie die Phasen nach Kübler-Ross oder die Traueraufgaben nach Worden wichtige Werkzeuge, um das Verständnis zu fördern. Wichtig ist, dass Trauer Zeit und Raum braucht und die Unterstützung von anderen Menschen, sei es durch Familie, Freunde oder professionelle Hilfe, eine entscheidende Rolle bei der Heilung spielen kann.

Ressourcen
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