Pflege

Memento Mori- Andreas Gryphius

Andreas Gryphius- Überschrift an dem Tempel der Sterblichkeit (1658)

Ihr irrt, indem ihr lebt
Die ganz verschränkte Bahn
Lässt keinen richtig gehn.
Dies, was ihr wünscht zu finden,
Ist Irrtum, Irrtum ists,
der euch den Sinn kann binden.
Was euer Herz ansteckt,
ist nur ein falscher Wahn.

Schaut Arme, was ihr sucht!
Warum so viel getan
Um dies, was Fleisch und Schweiß
und Blut und Gut und Sünden
Und Fall und Weh nicht hält?
Wie plötzlich muss verschwinden,
Was diesen, der es hat, setzt in des Todes Kahn!

Ihr irrt, indem ihr schlaft
Ihr irrt, indem ihr wachet
Ihr irrt, indem ihr traurt
Ihr irrt, indem ihr lachet
Indem ihr dies verhöhnt und das für köstlich acht;

Indem ihr Freund als Feind und Feind als Freunde schätzet
Indem ihr Lust verwerft und Weh vor Wollust setzet,
Bis der gefundne Tod euch frei vom Irren macht.

Memento mori
Der Ausdruck Memento mori (lat. „Sei dir der Sterblichkeit bewusst“) entstammt dem mittelalterlichen Mönchslatein. Er ist ein Symbol der Vanitas, der Vergänglichkeit