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Freundschaft

Freundschaft ist ein auf gegenseitigem Wohlwollen beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnetFreundschaft ist eine der grundlegendsten und zugleich komplexesten sozialen Beziehungen. Sie stellt eine Verbindung dar, die auf Gegenseitigkeit, Vertrauen und Zuneigung basiert. Freundschaften erfüllen sowohl emotionale als auch psychologische Bedürfnisse und tragen entscheidend zu unserem Wohlbefinden bei.

Evolution der Freundschaft

Freundschaft ist nicht nur eine rein menschliche Eigenschaft, sondern kann auch im Tierreich beobachtet werden. Viele Primatenarten zeigen Bindungsverhalten, das auf den Aufbau langfristiger sozialer Beziehungen abzielt. Schimpansen gehen mit ausgewählten Individuen langfristige und enge Bindungen ein. Diese Bindungen bieten Schutz, Unterstützung und Ressourcen in einer oft feindlichen Umwelt. Die Evolution der Freundschaft könnte eine Überlebensstrategie gewesen sein, die das Überleben in Gruppen förderte. Der Drang des Menschen, Freundschaften einzugehen und sich einer Gruppe anzuschließen, könnte viele Vorteile wie Sicherheit und erhöhten Zugang zu Nahrungsquellen gehabt haben. Aber auch die Orientierung an die eigene Umwelt und das Ansehen einer Gruppe für mehr Macht sprechen dafür, dass Individuen sich bevorzugt einer Gruppe anschlossen. Soziale Verträge bieten den Schutz, sich an Normen und Werten auszurichten, und damit die Macht der Gruppe, für das einzelne Mitglied zu erhalten.

Aristoteles hat in seiner „Nikomachischen Ethik“ ausführlich über die Natur der Freundschaft (philia) nachgedacht und deren bedeutende Rolle im menschlichen Leben hervorgehoben. Er unterscheidet drei Arten von Freundschaften:

  1. Die Freundschaft der Nützlichkeit, die entsteht, wenn zwei Personen voneinander profitieren, etwa durch geschäftliche oder praktische Beziehungen.
  2. Die Freundschaft der Freude, die auf gemeinsamen Interessen und Vergnügen basiert, beispielsweise in sozialen oder unterhaltsamen Kontexten.
  3. Die höchste Form, ist die Freundschaft der Tugend. Diese Freundschaft beruht auf gegenseitigem Respekt und Bewunderung; hier schätzt man nicht nur die Person des Freundes, sondern strebt gemeinsam nach einem tugendhaften Leben.

Er betont, dass wahre Freundschaft eng mit Tugend verbunden ist. Ein guter Freund ist jemand, der das Beste für den anderen will und ihn in seiner moralischen Entwicklung unterstützt. Solche Freundschaften sind nicht nur von persönlicher Bedeutung, sondern tragen auch zur allgemeinen Lebensqualität bei. Echte Freundschaften benötigen Zeit und Erfahrung, um sich zu entwickeln und zu gedeihen. In diesen Überlegungen zeigt Aristoteles, wie Freundschaft einen zentralen Platz im menschlichen Leben einnimmt und zur Förderung von Charakter und Tugend beiträgt.

In der Psychologie gibt es verschiedene Theorien, die erklären, warum und wie Freundschaften entstehen.

Bindungstheorie

Diese Theorie besagt, dass frühkindliche Bindungserfahrungen die Art und Weise beeinflussen, wie Menschen im späteren Leben Freundschaften und andere soziale Beziehungen gestalten. Die Bindungstheorie ist eine psychologische Theorie, die von John Bowlby entwickelt wurde und sich auf die Bedeutung der frühen Bindungen zwischen einem Kind und seinen primären Bezugspersonen (meistens die Eltern) konzentriert. Sie besagt, dass diese frühen Bindungen maßgeblich die emotionale und soziale Entwicklung eines Individuums beeinflussen.

Nach der Bindungstheorie entwickeln Kinder ein inneres Arbeitsmodell von Beziehungen, basierend darauf, wie ihre Bezugspersonen auf ihre Bedürfnisse reagieren. Wenn eine Bezugsperson zuverlässig, einfühlsam und unterstützend ist, entwickelt das Kind eine sichere Bindung. Eine sichere Bindung führt dazu, dass das Kind Vertrauen in andere Menschen und in sich selbst entwickelt, was später im Leben die Fähigkeit zur Bildung stabiler und gesunder Beziehungen unterstützt.

Bowlby identifizierte verschiedene Bindungsmuster, die durch die Reaktionen der Bezugsperson geprägt sind:

Die Bezugsperson ist konsistent, reagiert einfühlsam und bietet emotionale Sicherheit. Kinder mit sicherer Bindung sind in der Lage, sich zu erkunden und gleichzeitig darauf zu vertrauen, dass sie in schwierigen Zeiten Unterstützung erhalten.

Die Bezugsperson reagiert nicht zuverlässig auf die Bedürfnisse des Kindes oder zeigt Zurückweisung. Kinder entwickeln eine Vermeidungsstrategie, sie vermeiden emotional enge Beziehungen, da sie gelernt haben, dass ihre Bedürfnisse wahrscheinlich nicht erfüllt werden.

Die Bezugsperson ist inkonsistent; mal unterstützend, mal abweisend. Dies führt zu Unsicherheit und einem starken Bedürfnis nach Nähe, kombiniert mit Angst vor Ablehnung. Kinder in dieser Kategorie sind oft unsicher und klammern sich an die Bezugsperson.

Dies tritt oft auf, wenn die Bezugsperson eine Quelle der Angst ist oder wenn Missbrauchserfahrungen vorliegen. Das Kind entwickelt ein widersprüchliches Verhalten, da es nicht in der Lage ist, zwischen dem Bedürfnis nach Nähe und dem Wunsch, der Quelle der Angst zu entfliehen, zu navigieren.

Diese frühen Bindungserfahrungen sind laut der Bindungstheorie entscheidend für die spätere Beziehungsfähigkeit, da sie beeinflussen, wie Menschen sich selbst und andere in sozialen Beziehungen sehen. Die Theorie bietet daher auch wichtige Einsichten für das Verständnis von Freundschaften und romantischen Beziehungen im Erwachsenenalter.

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Soziale Austauschtheorie

Nach dieser Theorie beruht Freundschaft auf dem Austausch von sozialen Ressourcen. Menschen gehen Freundschaften ein, wenn sie erwarten, dass die Vorteile die Kosten überwiegen. Diese Theorie, die von George Homans und Peter Blau geprägt wurde, sieht Beziehungen als eine Art Austauschprozess, bei dem Individuen sowohl materielle als auch immaterielle Ressourcen wie Zeit, Zuneigung, Information und Unterstützung miteinander teilen.

Basis: Freundschaft

Freunde bieten emotionalen Beistand, indem sie als Vertrauenspersonen fungieren, mit denen man persönliche Sorgen, Ängste und Freuden teilen kann. Dieser Austausch hilft dabei, Belastungen zu mindern und negative Emotionen zu verarbeiten. Studien zeigen, dass Menschen, die enge Freundschaften haben, weniger anfällig für Depressionen sind, da die emotionale Unterstützung das Selbstwertgefühl stärkt und das Gefühl der Isolation reduziert.

Freundschaften sind ein wichtiges Pufferinstrument gegen Stress. Wenn Menschen in belastenden Lebenssituationen Unterstützung von Freunden erhalten, empfinden sie Stress als weniger überwältigend und sind besser in der Lage, mit Herausforderungen umzugehen. Freunde bieten nicht nur emotionale Unterstützung, sondern oft auch praktische Hilfe, Ratschläge und Ablenkung, die dabei helfen, schwierige Zeiten besser zu überstehen.

Der regelmäßige Austausch mit Freunden führt zu positiven sozialen Interaktionen, die Oxytocin und andere Neurotransmitter freisetzen, die für ein Gefühl von Glück und Zufriedenheit verantwortlich sind. Studien zeigen, dass Menschen mit starken sozialen Bindungen oft ein höheres allgemeines Wohlbefinden und eine bessere Lebensqualität berichten.

Einsamkeit ist ein bedeutender Risikofaktor für psychische Gesundheitsprobleme wie Depression und Angststörungen. Freundschaften bieten eine wirksame Prävention gegen Einsamkeit, indem sie eine wichtige Quelle für soziale Nähe und emotionale Intimität darstellen. Selbst in schwierigen Lebensphasen – beispielsweise beim Verlust eines geliebten Menschen – können Freundschaften das Risiko der Isolation verringern und emotionale Resilienz fördern.

Verschiedene Lebensabschnitte

Die Bedeutung und Struktur von Freundschaften verändert sich über die Lebensspanne.

Kindheit und Jugend

In der Kindheit und Jugend sind Freundschaften oft von gemeinsamer Aktivität geprägt. In dieser Lebensphase helfen Freundschaften dabei, soziale Fähigkeiten zu erlernen und die eigene Identität zu formen. Diese frühen sozialen Bindungen legen den Grundstein für soziale Fähigkeiten, Selbstwertgefühl und den Umgang mit Emotionen und Beziehungen im Erwachsenenalter. Zudem lernt man, wie man, Freundschaften initiiert, pflegt und Konflikte löst. Die Interaktionen mit Gleichaltrigen bieten eine einzigartige Gelegenheit, soziale Fertigkeiten wie Empathie, Kommunikation, Kooperation und Kompromissfindung zu entwickeln.

Freundschaften tragen wesentlich zur Identitätsentwicklung bei, insbesondere in der Jugendphase, in der das Bedürfnis nach Selbstfindung stark ausgeprägt ist. Jugendliche orientieren sich oft an ihren Freunden, um sich selbst zu definieren und zu verstehen, wer sie sind.

Der Austausch mit Gleichaltrigen bietet ihnen Raum, sich selbst auszudrücken, verschiedene Verhaltensweisen auszuprobieren und herauszufinden, welche Werte und Überzeugungen ihnen wichtig sind.

Kinder, die enge Freunde in der Schule haben, zeigen oft eine höhere schulische Leistung, weil sie die Schule als positiver empfinden und gerne hingehen. Dabei haben extrovertierte Kinder es einfacher, Freundschaften aufzubauen, weil sie offener ihrer Umwelt gegenübertreten, neugierig sind und sich aktiv an Aktivitäten beteiligen. Schüchternheit und Isolation in den eigenen Räumen tragen eher weniger zum konstanten Aufbau tragfähiger Beziehungen bei.

Gemeinsame Interessen fördern die Teilnahme an Aktivitäten wie Sport, Musik oder kreativen Projekten, was wiederum die soziale Integration und das Selbstwertgefühl stärkt. Man kommt mit Gleichaltrigen zusammen und kann sich zu denselben Interessen und Problemen austauschen.

Erwachsenenalter

Das Erwachsenenalter ist oft von vielfältigen Verpflichtungen geprägt, sei es beruflich oder familiär. Freundschaften bieten eine wichtige Ausgleichsmöglichkeit zu diesen Pflichten. Sie erlauben es, sich für eine Weile von den Anforderungen des Alltags zurückzuziehen und sich in einem entspannten Umfeld zu erholen. Der Kontakt zu Freunden ermöglicht es, sich als Individuum wahrzunehmen und eigene Interessen zu pflegen, unabhängig von den Rollen als Elternteil, Partner oder Mitarbeiter.

Im Gegensatz zu Freundschaften in der Jugend, bei denen oft die Anzahl der Freundschaften eine Rolle spielt, bevorzugen Erwachsene eher weniger, aber dafür qualitativ hochwertige Freundschaften. Diese tiefen und beständigen Beziehungen zeichnen sich durch gegenseitiges Vertrauen, Offenheit und Zuverlässigkeit aus. Diese Freundschaften halten oft jahrelang, auch wenn sich die Lebensumstände ändern, und bieten eine stabile Basis für Unterstützung und emotionale Sicherheit.

Freundschaften im Erwachsenenalter basieren oft auf gemeinsamen Interessen, z. B. durch Hobbys, gemeinsames Training, kulturelle Aktivitäten oder Teilnahme an sozialen Gruppen. Diese Aktivitäten stärken die Bindung zwischen Freunden und ermöglichen es, soziale Netzwerke aufzubauen oder zu erweitern. Gemeinsame Interessen und Aktivitäten tragen dazu bei, dass Menschen ihre Freizeit sinnvoll gestalten und einen Ausgleich zum Berufsleben finden.

Freundschaften im Alter

Im Alter werden Freundschaften oft zu einer Quelle von emotionaler Stabilität, da soziale Netzwerke kleiner werden. Studien zeigen, dass ältere Menschen, die enge Freundschaften pflegen, tendenziell eine höhere Lebenszufriedenheit haben. Freundschaften haben sogar eine positive Wirkung auf die kognitive Gesundheit. Die Bedeutung von Freundschaften nimmt im späteren Erwachsenenalter tendenziell zu, besonders wenn familiäre Bindungen abnehmen, etwa durch den Auszug der Kinder oder den Verlust des Partners. Im Ruhestand bieten Freundschaften eine wichtige Quelle für soziale Interaktion, helfen, Langeweile und Einsamkeit zu verhindern, und fördern ein aktives, zufriedenes Leben. Soziale Aktivitäten und Interaktionen regen den Geist an, fördern Gedächtnis und Problemlösungsfähigkeiten und tragen dazu bei, die kognitive Funktion aufrechtzuerhalten. Einige Studien deuten darauf hin, dass Menschen, die starke soziale Netzwerke pflegen, ein geringeres Risiko für die Entwicklung von Demenz haben.

Ein hohes Risiko des Alters ist die Isolation. Gerade wenn man nicht mehr so kann wie früher, mit Altersschwerhörigkeit kämpft, nicht mehr so viel Ausdauer hat oder die Reaktionsfähigkeit verlangsamt ist, ist es schwer für Individuen, Anschluss an eine schnelllebige Gesellschaft zu finden. Folgen daraus können im schlimmsten Fall das Ausscheiden dieser Personen durch die Einsamkeit sein. Schön ist es deshalb, wenn die Kraft gefunden wird, sich in das Alltagsgeschehen zu integrieren und sich neugierig seiner Umwelt zu öffnen. Dies kann mit der Computer-Interaktion funktionieren oder bei regelmäßigen Treffen in Gruppen, wie beim BINGO, Sport, Ehrenamt oder einer leichten Arbeit.

Der Einfluss von Technologie auf Freundschaften

Die digitale Kommunikation hat die Art und Weise, wie Freundschaften gepflegt werden, grundlegend verändert. Soziale Netzwerke und Messaging-Dienste ermöglichen es, Freundschaften aufrechtzuerhalten, auch wenn physische Distanz besteht. Allerdings gibt es auch Bedenken, dass diese Formen der Kommunikation weniger tiefgehende Bindungen fördern könnten, weil man die wahren Emotionen nicht erkennt und die Interaktionspartner online leichter in eine Rolle schlüpfen können.

Fazit

Freundschaften sind ein zentraler Bestandteil des menschlichen Lebens und haben weitreichende Auswirkungen auf unser Wohlbefinden. Von der Evolution über die psychologische Bindung bis hin zu kulturellen Unterschieden – Freundschaft ist ein Thema, das in der Wissenschaft intensiv untersucht wird. Letztlich zeigen diese Untersuchungen, dass Freundschaften für das Glück und die Gesundheit von entscheidender Bedeutung sind.

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